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Leseproben

Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Minderheiten

Eine Kritik des westlichen Zeitgeists

von Wolfgang Gedeon

Taschenbuch WMG-Verlag Rielasingen, ISBN 978-3-9819552-0-0 (ursprünglich erschienen im August 2012 im R.G. Fischer-Verlag Frankfurt, ISBN 978-3-8301-9856-7), 432 Seiten, 19,80 €

 

Leseprobe aus dem 1. Kapitel:

Die doppelte Moral des Westens und seiner Medien

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Julian Assange

Was liegt dagegen der Anklage gegen J. Assange zugrunde? Wie bekannt, hat er mit seiner Internetplattform WikiLeaks die amerikanische Regierung und ihre Diplomatie in arge Bedrängnis und Erklärungsnöte gebracht. So wurde z. B. der schon lange bestehende Verdacht bestätigt, dass US-Geheimdienste auf Geheiß ihrer Regierung UN-Delegierte bis hin zum UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon im New Yorker UNO-Gebäude systematisch abhören — eine unglaubliche Verletzung des Diplomatenstatus der UNO. Noch mehr erregte die Öffentlichkeit der von WikiLeaks weltweit verbreitete Videofilm über eine brutale und gezielte Ermordung afghanischer Zivilisten durch US-Militärs. Der Amerikaner Bradley Manning, der die Videoaufnahmen des Massakers unter dem Titel „Collateral Murder“ an Assange weitergegeben hatte, wurde daraufhin wegen des Vorwurfs der „Spionage“ verhaftet. Inzwischen wurde in den USA gegen ihn Anklage erhoben, wobei ihm im schlimmsten Fall die Todesstrafe droht.

Man stelle sich vor, Manning wäre Russe, hätte Kriegsverbrechen der russischen Armee an die Öffentlichkeit gebracht und es würde ihm nun von einem russischen Gericht die Todesstrafe drohen! Das Geschrei in unseren Medien, von der Tagesschau bis zum Spiegel, wäre grenzenlos — Tenor: ein erneuter Beweis für die „antidemokratische und antihumanitäre Politik“ Putins. Aber Gott sei Dank geht es nicht um den bösen Putin, sondern um den guten Obama, und so hören wir weder in der Tagesschau noch im Spiegel irgendetwas über den Fall des zivilcouragierten Helden Bradley Manning.

J. Assange soll nun wegen „Beihilfe zur Spionage“ verklagt werden. Es heißt, die US-Regierung habe dem bei Besuchen in Ketten vorgeführten Manning Hafterleichterung angeboten, wenn er aussagen würde, Assange hätte ihn zur Spionage angestiftet. Assange beteuert aber, Manning vor der Filmübergabe überhaupt nicht gekannt zu haben. Nachdem es der US-Justiz nicht gelang, eine substantiierte Anklageschrift vorzulegen, kamen Beschuldigungen aus Schweden den Amerikanern sehr gelegen.

Was aber wirft man dem J. Assange in Schweden vor? Zunächst hieß es, er habe zwei Frauen „vergewaltigt und sexuell belästigt“. Schon die Kombination ist eigenartig. Eine „sexuelle Belästigung“ spielt im Zusammenhang einer Vergewaltigung wohl keine Rolle mehr. Dann hieß es, Assange habe zwei Frauen zu „ungeschütztem Geschlechtsverkehr“ gezwungen. Die beiden wären mit „geschütztem“ Geschlechtsverkehr einverstanden gewesen. Wenn das überhaupt irgendwo strafbar ist, so läuft es in keinem Land der Welt unter dem Titel „Vergewaltigung“. Das galt auch bis 2005 für Schweden. In diesem Jahr wurde auf Betreiben einer aggressiven feministischen Lobby das Sexualstrafrecht wesentlich verschärft. Jetzt steht das Land statistisch in puncto Vergewaltigungsdelikte mit großem Abstand an der Spitze aller europäischen Staaten. Nach dem neuen Strafrecht gilt auch zunächst einvernehmlicher Sex als Vergewaltigung, wenn die Frau mitten in der Aktion diesen abbrechen will. Selbst Frauen, die in alkoholisiertem Zustand Geschlechtsverkehr hatten, können, wenn sie im Nachhinein das Gefühl haben, nicht freiwillig agiert zu haben, den betreffenden Mann wegen „Vergewaltigung“ verklagen. Hier werden der Verleumdungswillkür Tür und Tor geöffnet, denn eine einigermaßen objektive juristische Beurteilung ist in solchen Fällen gar nicht möglich. Die Gefahr, dass Männer zu Unrecht in Existenz vernichtender Weise an den Pranger gestellt werden, ohne sich wirksam wehren zu können, wird deshalb in fast allen Staaten dieser Welt größer eingeschätzt als eine mögliche Schädigung solcherart beteiligter Frauen. Nur die offensichtlich feministisch deformierte schwedische Gesellschaft glaubt hier neue Maßstäbe setzen zu müssen, wobei sie freilich mehr (männliche) Menschenrechte liquidiert als (weibliche) Menschenrechte schützt.

Auch im Fall Assange sind nicht die beiden Frauen, sondern ist Assange das wirkliche Opfer. Er steht am Massenpranger übelster Art. Aussage steht gegen Aussage. Möglicherweise haben ihn die beiden Damen gezielt und in fremdem Auftrag in diese Situation gebracht. Der Gipfel aber ist, dass solche Prozesse in Schweden auch noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Für mich ist das moderner feministischer Hexenterror, und das ausgerechnet in dem Land, das sich in den 1960er und 70er Jahren durch besonders exzessive und auch obszöne sexuelle Libertinage hervorgetan hat!

In den westlichen Medien hören wir nicht einen Hauch von Kritik an diesem entarteten Feminismus. Auch findet man es da ganz normal, dass über den sog. „Europäischen Haftbefehl“ Assange von England an Schweden ausgeliefert werden soll. Dieser Haftbefehl sorgt dafür, dass England, auch wenn im Sinne englischer Rechtsprechung kein Strafrechtsverstoß vorliegt, dennoch an Schweden ausliefern muss. Das heißt, der Maßstab des jeweils repressivsten Landes wird dadurch zum juristischen Standard für ganz Europa. Dieser Europäische Haftbefehl ist also ein politisches Instrument zur Gleichschaltung der Rechtsprechung in Europa auf repressivstem Niveau.

Darüber hinaus ist es möglich, dass Assange von Schweden an die USA ausgeliefert wird. Es würde dokumentieren, wie eng die politischen Systeme des Westens global vernetzt sind und wie gut deren Zusammenarbeit funktioniert, wenn es um die Ausschaltung politischer Gegner geht.

 

Leseprobe aus dem 2. Kapitel:

Spezifisch grüne Elemente des westlichen Zeitgeists

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2.3 Multi-Kulti-Ideologie, Zuwanderungslobbyismus und Fremdenkult
(Über Migrationismus, Migrantismus und Xenomanie)

Unter „Migrationismus“ verstehe ich eine politische Ideologie, die historisch gewachsene Gesellschaften durch Gesellschaften ersetzen will, die nicht historisch gewachsen sind, sondern kurzfristig durch Zuwanderung politisch konstruiert werden. Je nach Zuwanderungsströmen entstehen verschiedene „Communities“. Auch die ursprüngliche Stammbevölkerung erscheint nur noch als eine Community unter vielen. Irgendein Anspruch auf Leitkultur oder andere Privilegien im Sinne von Heimatrechten etc. werden dieser ausdrücklich nicht zugestanden, entsprechende Bestrebungen als „kulturalistisch“, „ethnozentristisch“ oder gar „rassistisch“ gebrandmarkt. Aus der deutschen Gesellschaft entstünde so eine multikulturelle Gesellschaft, in der das Deutsche keine spezifische Rolle mehr spielt. „Deutsche sind Nichtmigranten, mehr nicht“ — so die Grünen-Vorsitzende Roth.

Aus Sicht der weltweit erfahrensten und erfolgreichsten Migranten-Community verrät uns der jüdisch-amerikanische Autor Yuri Slezkine, worum es geht: „Während die Europäer in einem schmerzhaften Prozess zu Juden wurden, entkamen die Juden ihrer rechtlichen, rituellen und sozialen Isolation“, denn nur „in einer Gesellschaft von Flüchtlingen konnten sich dauerhaft Exilierte heimisch fühlen“. Nationale Gesellschaften müssen demnach in Migrantengesellschaften umgewandelt werden, damit sich die Migranten, die „dauerhaft Exilierten“, in ihnen heimisch fühlen können.

In diesem Sinne verstehen grüne Ideologen auch den Begriff „Einwanderungsland“. Vom Wort her würde man vermuten, es handle sich um ein Land, in dem Einwanderung grundsätzlich möglich ist, die Zuwanderer sich dann aber, zumindest in ihrer Mehrzahl, in zwei bis drei Generationen mehr oder weniger assimilieren und der Charakter der ursprünglichen Gesellschaft nur moderat verändert wird. Das aber meinen die grünen Ideologen nicht. Sie meinen ein Land, in dem Zuwanderer die Mehrheit haben und die Gesellschaft so prägen, dass diese ihren ursprünglichen Charakter vollständig verliert.

Die Umwandlung von gewachsenen Nationalgesellschaften in mehr oder weniger künstlich durch Zuwanderung generierte Migrationsgesellschaften findet nicht nur in Deutschland, sondern in Frankreich, Italien und allen Ländern statt, die sich dem Anspruch des Migrationismus beugen und zu „Einwanderungsländern“ erklären. Gesellschaften mit noch dominierendem nationalen und kulturellen Selbstverständnis, also Gesellschaften mit einem Identitätsbewusstsein, sollen gesetzlich, administrativ und gegebenenfalls auch militärisch, siehe den Kosovo-Krieg, in Zuwanderungsgesellschaften umgewandelt werden. Dabei wird den verschiedenen Communities ein aggressiv-einforderndes Verhalten inklusive entsprechender Rechtsansprüche gegenüber der (vormaligen) Stammbevölkerung zugestanden, wenn diese den Prozess des „gesellschaftlichen Fortschritts“, sprich der Communitisierung, zu blockieren versucht.

[…]

Die Frage der Deutungshoheit

Letztlich geht es, wie überall, um Deutungshoheit. Gemäß verschiedenen Umfragen, z.B. der Bielefelder* Studie von 2011, ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Ansicht, in Deutschland würden zu viele Ausländer leben. Diverse Soziologen schlussfolgern daraus, dass sich weite Teile der Bevölkerung zum Rechtsextremismus hinbewegten und eine „menschenfeindliche“ Einstellung entwickelten. Aber sind diese Schlussfolgerungen wissenschaftlich oder handelt es sich nur um wissenschaftlich verbrämte Ideologie?

Was ist denn das Definitionskriterium für „rechts“? Man könnte vielleicht sagen, dass jemand, der überhaupt keine Ausländer im Land haben will und jegliche Zuwanderung ablehnt, eine rechte Grundeinstellung repräsentiert. Wer dagegen unbegrenzt und unkontrolliert Migranten ins Land lassen will, wäre dementsprechend links – eine moralisch in keiner Weise bessere, aber auch nicht schlechtere Grundeinstellung!

Das Problem ist nun, für das Spektrum dazwischen Kriterien zu definieren, anhand derer man festlegt, wie viele Ausländer eine Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt. Dies aber ist eine politische Diskussion, die nicht „wissenschaftlich“ geklärt werden kann. Wenn ich die deutsche Gesellschaft zugunsten einer international-multikulturellen Migrationsgesellschaft auflösen will, bin ich natürlich der Meinung, dass wir immer noch zu wenig Ausländer im Lande haben. Wenn ich dagegen am deutsch-europäischen Charakter unserer Gesellschaft festhalten will, dann kann ich heute durchaus der Ansicht sein, dass wir schon zu viele Ausländer im Land haben.

Es geht also um die Legitimität der politischen Zielbilder. Anstatt dies offen zu thematisieren und die Bevölkerung demokratisch entscheiden zu lassen, greifen die Migrationisten zu einem Trick. Per Order di Mufti legen sie fest, wer die Ansicht vertrete, wir hätten zu viele Ausländer im Lande, sei ein „Rechter“. Dabei lässt man die Grenzen zwischen rechtsdemokratisch und rechtsextrem auch noch offen. Dann geht man daran, eine große Studie zu planen, eine entsprechend große „repräsentative“ Zahl von Menschen zu befragen, auf Zufallsauswahl zu achten, diverse Streubreiten zu berücksichtigen, statistische Signifikanz zu erreichen — kurzum, man ist höchst „wissenschaftlich“ und beansprucht für das gelieferte Ergebnis selbstverständlich wissenschaftliche Gültigkeit.

Was aber hat man tatsächlich gemacht? Auf ein ideologisches (Vor-)Urteil („Wer dies oder das denkt, ist rechts“) einen gewaltigen statistisch-wissenschaftlichen Apparat aufgesetzt! Wenn aber das Axiom, die Grundannahme einer Untersuchung, ideologisch und nicht wissenschaftlich ist, kann auch höchst differenziertes wissenschaftliches Vorgehen in der Folge kein wissenschaftliches Ergebnis daraus machen. Wissenschaft wird hier schlicht und einfach als Verpackungsmaterial zur Täuschung missbraucht. Doch faules Obst bleibt faules Obst, auch wenn es in Hochglanzpapier eingepackt ist.

Das Schweizer Volksbegehren gegen den Bau von Minaretten

Der grünkommunistische Anspruch auf Deutungshoheit manifestiert sich nicht nur in den Medien, sondern inzwischen auch in Gesetzen und Urteilen. Wir erinnern uns der Diskussion, die bei uns anlässlich des Schweizer Volksbegehrens zum Bau von Minaretten stattgefunden hat. Es kamen in der Bevölkerung und vereinzelt in der politischen Klasse Stimmen auf, die eine solche Volksbefragung auch für Deutschland als politisches Entscheidungsinstrument forderten. Das war natürlich ein Problem für die grünen Ideologen, die sich ansonsten gerne mit basisdemokratischen Federn schmücken, nicht zuletzt mit der Idee der Volksbefragung. Auf der anderen Seite fürchtete man aber zu Recht, eine Volksbefragung könnte in Deutschland wie auch in den meisten anderen europäischen Ländern zum gleichen Ergebnis wie in der Schweiz kommen. So entwickelte man folgendes Argumentationsmuster, das in mehreren Talkshows präsentiert wurde:

Es gibt gute und schlechte Volksentscheide. Gute sind zum Beispiel die gegen das Rauchen in Bayern, gegen Stuttgart 21 oder gegen eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Schlecht sind zum Beispiel die in der Schweiz gegen den Bau von Minaretten oder die für die Abschiebung von kriminellen Ausländern. Denn hier würde gegen die Menschenrechte und gegen internationale Verträge verstoßen, weshalb solche Entscheide bei uns gar nicht zugelassen würden.

Mit dieser Argumentation wird Demokratie entkernt. Nebensächlich pragmatische Fragen (AKW-Laufzeiten, Bahnhofstandorte usw.) werden dem Volk zum Entscheid direkt übertragen, sozusagen als therapeutische Spielwiese, um politische Emotionen abzureagieren und das Gefühl zu haben, mitzuentscheiden und souverän zu sein. Die entscheidenden Probleme aber — was ein Menschenrecht ist und wer die Definitionshoheit diesbezüglich hat — behält sich die politische Klasse umso dezidierter als Entscheidungsprivileg vor. Sie nimmt sich sogar das Recht heraus, diese zentralen Fragen der Demokratie und der Gesellschaft durch bloße Ratifizierung einer Konvention nichtstaatlichen und oft völlig intransparent agierenden Gruppierungen zu übertragen. So wurde zum Beispiel über den sog. „Europarat“, der nicht einmal ein EU-Organ ist, der „Europäische Gerichtshof für Menschenrechte“ in Straßburg (EuGMR) eingerichtet. Dessen Urteile gelten — nach obligater Umsetzung durch nationale Gerichte — auch national als höchste Rechtssprechung und werden dann „für nicht weiter verhandelbar“ deklariert.

So wird also eine neue Säkularreligion kreiert, die dem demokratischen Konsensprozess gezielt und systematisch entzogen wird. Kleine, in einem bestimmten Sinn ideologisch ausgerichtete Cliquen legen jetzt fest: Ist es ein Menschenrecht, als Zuwanderer in einer fremden Kultur Minarette bauen zu dürfen, oder ist es ein Menschenrecht, als einheimische Bevölkerung auf tradierte Religions- und Kulturformen bestehen zu dürfen. Wenn beides ein Menschenrecht ist, welches wiegt stärker: das der Zuwanderer, ihre eigene kulturelle Identität einschränkungslos zu entfalten; oder das der einheimischen Bevölkerung, die eigene kulturelle und nationale Identität zu wahren? Die herrschenden ideologischen Cliquen entscheiden sich a priori* für ersteres. Sie erklären letzteres nicht nur für ein Nicht-Menschenrecht, sondern unterstellen den Befürwortern einer solchen Position eine mehr oder weniger genuin menschenrechtsfeindliche Einstellung. Auf diese Weise versuchen die Vertreter dieser totalitären grünen Ideologie quasi putschistisch die Deutungs- und Definitionshoheit in allen wichtigen Fragen zu gewinnen und so die bislang in Europa herrschende christlich-europäische Weltanschauung nachhaltig zu verdrängen.

 

Leseprobe aus dem 3. Kapitel:

Die Frage der Religion

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Philosophisch wäre demnach in der Geschichte der Religion der dualistische Transzendentismus des Judentums die Antithese zum monistischen Immanentismus des Heidentums.

Die christliche Revolution

Wie die zweite (jüdische) Etappe der Religionsentwicklung durch die Revolution vom Sinai, so wird die dritte, die christliche und jetzt höchste religiöse Entwicklungsstufe durch die Revolution von Golgatha eingeläutet und grundgelegt. Der Dualismus der zweiten, der schroffe Gegensatz zwischen Gott und Mensch, verlangte nach Lösung, nach Auflösung des Gegensatzes, nach Erlösung und dem Erlöser. Dieser kam in Gestalt des Jesus von Nazareth, der für die Christen der Christus ist, der Messias, der die so unüberbrückbar erscheinende Kluft ausfüllt und die große Brücke zwischen der Immanenz der menschlichen und der Transzendenz der göttlichen Existenz darstellt. Im Judentum offenbarte sich Gott indirekt und mittelbar, über Naturerscheinungen (Zeichen) und über Propheten, die sein Wort verkündeten. In Jesus von Nazareth offenbart er sich direkt und vollkommen. In ihm gibt er sich ein Gesicht, in das die Menschen schauen und ihn so erkennen können. Christus ist in dieser Sicht die absolute Offenbarung Gottes von und durch sich selbst. In Jesus von Nazareth wird Gott zum Menschen. Für die Christen ist das die Quintessenz ihres Glaubens, für die Juden aber eine unzulässige und unzumutbare Vergötzung eines Menschen — ein Affront gegen den Glauben und ein Rückfall ins Heidentum. Wird dem Anschein nach doch die Grundidee des jüdischen Glaubens von der Ein-heit Gottes gesprengt!

Die Juden verstehen freilich nicht den Kern der neuen Lehre, denn diese bedeutet nicht eine Sprengung der Ein-heit Gottes, vielmehr wird durch die Selbstoffenbarung Gottes im Christus das Menschliche als ein Wesensmerkmal (Essential) des Göttlichen transparent. Das Menschliche wird also ursprünglich in das Göttliche einbezogen – der dritte und entscheidende Schritt in der Humanisierung von Religion im wahrsten Sinne des Wortes: Gott ist genuin auch menschlich und nicht in-human, un-menschlich. Deswegen ist es nicht nur möglich, sondern notwendig, dass er in Gestalt des „Sohnes“ zu den Menschen kommt. „Das Himmelreich ist mitten unter euch“, sagt Jesus. Somit bedeutet seine Himmelfahrt, dass er in die Menschen hineingefahren ist. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir“. Gott mitten im Menschen bedeutet, dass die Menschwerdung Gottes auch den Beginn einer Gottwerdung des Menschen darstellt. Der Mensch ist jetzt ein „Kind Gottes“, also ein noch nicht erwachsener Gott, ein Gott im Werden!

Das Christentum wertet also nicht Gott und das Göttliche ab, wie es ihm jüdische Theologen vorwerfen, sondern das Menschliche in dramatischer Weise auf, indem es es in die ursprüngliche Göttlichkeit einbezieht. Der Mensch ist zunächst nach wie vor ein Wesen, das zur Schöpfung gehört. Aber als einziges Wesen der Schöpfung kann er sich bewusst für oder gegen Gott entscheiden. Wenn er sich für Gott entscheidet, gelangt er ins „Reich Gottes“, was nichts anderes ist als eine Chiffre für die Göttlich- und Gottwerdung des Menschen.

[…]

Religionssoziologische und -politische Aspekte und Fragen

Unterschiede im Gottes- und Menschenbild wirken sich psychologisch, soziologisch und politisch in verschiedener Weise aus. Vergleichen wir diesbezüglich einmal Islam, Christentum und autonomistischen Humanismus miteinander! Der Islam ist in meiner Diktion eine reine „Vater-Religion“. Das bedeutet religionssoziologisch Patriarchalismus* und atavistischen* Traditionalismus: angefangen bei Beschneidungsriten über Vetternehen und die Verhüllung von Frauen bis hin zu Zwangsheiraten, im Extremfall sogar „Ehrenmorden“. Psychologisch finden wir autoritäres Auftreten und Machotum, was unter anderem auch Bildungsarmut fördert. Wenn man als Mann ohnehin ein toller Kerl ist, braucht man das durch Bildungsanstrengungen nicht mehr zu beweisen. Man setzt sich qua vorgegebener Rolle und nicht qua Leistung durch. Es ist deshalb kein Zufall, dass im islamischen Kulturkreis im Vergleich zu anderen die wenigsten Bücher erscheinen, die wenigsten Patente angemeldet werden usw.

Überdominanz des Vaters (Gott) führt beim Sohn (dem Menschen) zu Verlust von Eigenverantwortlichkeit und Eigeninitiative. Man wartet auf das, was der Vater anordnet. Das Verhalten ist rezeptiv bis hin zu fatalistischer Passivität („Kismet“). So ist der Patriarchalismus leistungsfeindlich und wirft eine Gesellschaft zivilisatorisch und wirtschaftlich zurück. Manche Staaten können letzteres durch Erdölgeschäfte kompensieren, zukunftsträchtig ist eine reine Rohstoffwirtschaft aber nicht, denn langfristig kann geistige Initiativlosigkeit — siehe Bücher und Patente — nicht durch Erdöl ersetzt werden.

Auch innenpolitisch neigen patriarchalistische Gesellschaften wie die islamischen zu   antidemokratischen Grundmustern und haben ein hohes repressiv-totalitäres Potenzial (siehe Iran, Saudi-Arabien, auch die Türkei usw.). Außenpolitisch gehören Expansion und Eroberung genuin zur Strategie. Der Islam hat den Anspruch, die ganze Welt zu einer islamischen Weltgesellschaft zu machen und alleinige Weltreligion zu sein. Die Verankerung der Unterwerfung als hauptsächliches, ja alleiniges theologisches Grundprinzip fördert nicht nur psychologisch, sondern auch politisch ein Unterwerfungsverhalten. Natürlich kann jede Religion, sogar eine pazifistische wie der Buddhismus, für kriegerische Zwecke instrumentalisiert werden. Dies geht dann aber nur mit einer Verfälschung der ursprünglichen Idee. Im Islam ist eine solche Verfälschung nicht nötig, denn er ist genuin bellizistisch*. Mehr als aus diversen Koranstellen sehen wir das an Mohammed selbst. Bis zuletzt agierte er als äußerst kriegerischer und auch grausamer Feldherr! Er starb mitten in der Vorbereitung eines neuen Feldzugs gegen Byzanz, fast mit dem Schwert in der Hand.

Es gibt genügend Bemühungen, den Islam zu modernisieren, und das heißt im Wesentlichen, ihn zu entpatriarchalisieren. Das geht hier aber nicht, denn in einer „Vater-Religion“ ist die Verabsolutierung des patriarchalen Elements essentiell in der theologischen Grundkonzeption verankert. Es fehlt das humanisierende fraternale Sohn-Prinzip. Den Islam zu entpatriarchalisieren hieße, aus einer Kuh ein Pferd machen zu wollen, was bislang noch nicht gelungen ist.

Der autonomistische Humanismus stellt theologisch das Gegenextrem zum Islam dar, nämlich eine reine „Sohn-Religion“: Das Vater-Sohn-Verhältnis wird hier gesprengt, der Sohn sagt sich vollständig vom Vater los, stürzt dessen Herrschaft und verwirft das Vater-Prinzip gänzlich. Der Sohn ist jetzt autonom und gibt sich selbst das Gesetz. Das fraternale Prinzip wird verabsolutiert. Mit Gott-Vater geht das autoritativ korrektive Ordnungsprinzip verloren, was bedeutet Freiheit ohne Ordnung, Evolutionismus, Hyperdynamik, Hyperreformismus: Eine Reform jagt die nächste, ohne dass etwas besser würde. Wirtschaftlich können Hedgefonds ihr Unwesen austoben, und jeden Tag kann es zum großen Börsencrash kommen mit chaotischen und anarchischen Folgen für die ganze Welt. Politisch hat ein globales Revoluzzertum hohe Konjunktur: Unabhängig davon, was die Bevölkerungsmehrheit will, und ohne eigene tragfähige Alternative werden überall „Farbrevolutionen“ angezettelt und Staaten systematisch destabilisiert, siehe Irak, Afghanistan, Nordafrika usw.

Der gesellschaftliche Antiautoritarismus wirkt sich zunächst in den Schulen aus. Grundelemente der Disziplin wie Pünktlichkeit, Ordnung u.ä. werden zum Problem. Auch in der übrigen Gesellschaft wird Autorität systematisch demontiert, was zu einem letztlich führungslosen Zustand führt. Statt mit Führung versucht man es mit politischer Moderation. Das Ergebnis ist, wie z.B. die Euro-Rettungspolitik zeigt, eher chaotisch.

In der Auseinandersetzung zwischen westlichem und islamischem Kulturkreis stehen sich theologisch also zwei absolute Gegensätze gegenüber: auf der einen Seite eine verabsolutierte (zivile) Sohn-Religion, auf der anderen Seite eine verabsolutierte Vater-Religion. Jeder von beiden hat das zuviel, wovon der andere zu wenig hat. Das Christentum dagegen ist weder eine reine Vater- noch eine reine Sohn-Religion, sondern eine Vater-Sohn-Religion. Das patriarchale Vater-Prinzip wird mit dem fraternalen Sohn-Prinzip vereint und versöhnt, was sowohl individuell wie auch politisch Freiheit und Selbstverantwortung im Sinne eines christlichen Humanismus ermöglicht. Deswegen repräsentiert das Christentum auch religionssoziologisch die Mitte zwischen Freiheit und Ordnung, zwischen hektisch ruhelosem Progressivismus und atavistischem* Traditionalismus usw.

[…]

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch drei grundsätzliche Fragen erörtern.

1. Gehört der Islam zu Europa?

Antwort: Sicherlich nicht in dem Sinn, wie es ein Großteil der politischen Klasse in Deutschland suggeriert. Der Islam war, ich wiederhole dies, über Jahrhunderte der äußere Feind des Abendlandes. Seine Religion galt als vergleichsweise primitiv — eine Religion, in der Gott nicht Vater und Bruder, sondern als eine Art kosmischer Sklavenhalter erlebt wird. Nicht zuletzt in der Auseinandersetzung mit dem Islam entwickelte Europa die Spezifität seiner eigenen (christlichen) Religion weiter, so dass der Islam in einem dialektischen Sinn zu Europa gehört: nicht inklusivistisch, sondern exklusivistisch. Er repräsentiert gerade das, was Europa nicht ist und nicht sein wollte. Wenn Europa sich heute also zunehmend islamisiert, bedeutet das nichts anderes als eine Enteuropäisierung Europas.

2. Gibt es eine jüdisch-christliche Religion und eine jüdisch-christliche Kultur?

Antwort: Es gab in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten Juden — man nannte sie Ebioniten oder Nazaräer –, die Jesus als Messias, aber nicht als Sohn Gottes anerkannten. Sie hielten am jüdischen Ritual (Beschneidung, Sabbat, koscheres Essen, keine Mischehen usw.) fest und akzeptierten Paulus nicht als Apostel. Diese Gruppierungen lösten sich geschichtlich von alleine auf. Wie aber die Gnostik in larvierter Form immer wieder in der christlichen Geschichte auftauchte — bei Katharern, bei Mystikern, in der Theo- und Anthroposophie –, so taucht auch das Phänomen des Judenchristentums in verschiedener Form immer wieder auf, zum Beispiel in der Reformation, vor allem in deren kalvinistischer Variante. Manche Theologen sehen in Kalvinisten und deren freikirchlichen Ablegern sogar „wiedergeborene Juden“. Auch in der Katholischen Kirche wurden juden-christliche Positionen, d.h. die Vermischung der Grundpositionen von Judaismus und Christentum, durch das Zweite Vatikanische Konzil gefördert. Aus einer spezifischen und unverfälschten christlichen Sicht, wie ich sie hier dargelegt habe, ist das nicht gut, sondern schlecht.

Der Begriff „jüdisch-christliche Religion“ ist falsch, sowohl im Hinblick auf das alttestamentarisch vorchristliche Judentum als auch im Hinblick auf das nachchristlich talmudische. Ersteres ist im Christentum aufgegangen. Es ist als eigenständiger jüdischer Faktor nicht mehr wirksam und auch nicht mehr als solcher differenzierbar. Das nachchristlich talmudische Judentum dagegen ist in seinem religiösen Kern genauso antichristlich, wie das Christentum in seinem religiösen Kern antijudaistisch ist. Beides ist die logische Konsequenz aus der Theologie der Gottessohnschaft und der göttlichen Trinität.

Was nun die Kultur anlangt, so war diese im Abendland bis zur Französischen Revolution rein christlich und nicht jüdisch. Das Judentum diente, wie von außen der Islam, als innerer Gegensatz zum eigenen Welt- und Gottesbild. Damit gehörte auch das Judentum dialektisch im exklusivistischen, nicht im inklusivistischen Sinn zum Abendland.

Wenn nun mit der abendländisch-westlichen Aufklärung der jüdische Einfluss zunahm, so war dies nur möglich, weil gleichzeitig der christliche Einfluss abnahm. Das Denken immer weiterer Teile der abendländischen Eliten entfernte sich vom Christentum und wurde immer säkularer. Dies führte zu einer grundsätzlichen Veränderung dessen, was wir bis dahin „Abendland“ genannt haben, wobei wir bei der dritten Frage wären:

3. Was bedeutet „Abendland“, was bedeutet „Europa“, was bedeutet „Untergang des Abendlandes“?

Man sprach zu Recht vom christlichen Abendland, und es war anders als christlich gar nicht vorstellbar. Geographisch wurde zumeist, z.B. von Goethe, von Oswald Spengler und anderen, die Weichsel als Ostgrenze gezogen. Als „Abendland“ galt also nur der von Rom missionierte und lateinisch kulturalisierte Teil Europas, während Osteuropa und Russland gewissermaßen als Trabanten, aber nicht zum Kern des Abendlandes gezählt wurden.

Natürlich gehörten auch die USA nicht zum Abendland. Sie waren anfangs ein Ableger desselben, ein westlicher Trabant, gleichzeitig aber auch der entscheidende Motor und Katalysator für die grundsätzliche Veränderung bzw. Auflösung dieses Abendlandes. Denn der Untergang desselben wird nicht erst stattfinden, er ist schon Geschichte. Es gibt kein christliches und somit überhaupt kein „Abendland“ mehr. Es gibt nur noch den „Westen“, und der ist etwas ganz anderes.

Der Untergang des Abendlandes war nicht ein einzelnes dramatisches Ereignis, sondern vollzog sich zwischen 1789 und 1989 als langsamer Prozess. In dieser Zeit wurde das christliche Abendland nach und nach in einen säkular-laizistischen Westen „transformiert“. Dieser Westen ist also nicht christlich, sondern laizistisch; zweitens wird er seit 1989 zunehmend zionistisch, und drittens weitet er sich geographisch immer weiter nach Osten aus. Er reicht jetzt bis an die russische Grenze.

In diesem Sinne gibt es jetzt auch kein Europa mehr. Die USA haben sozusagen Europa geschluckt, und dieses ist im „Westen“ aufgegangen. Was sich da von Brüssel aus konstituiert und organisiert, ist weder politisch noch gar geistig ein selbstständiges Gebilde, sondern immer erst einmal integraler Bestandteil des Westens. Damit ist es siamesisch mit den USA verbunden und deren politischem und wirtschaftlichem Einfluss unterworfen. Eine Emanzipation Europas kann nur stattfinden, wenn der Westen aufgebrochen wird und Europa sich von den USA löst.

Geographisch gesehen sollte ein neues Europa nicht abendländisch-west-, sondern ostbetont sein, denn Osteuropa und vor allem Russland haben im Gegensatz zu den in Mittel- und Westeuropa heimischen Ethnien ihr geschichtliches Potenzial noch nicht adäquat entfaltet und dürften hier noch erhebliche Reserven haben. Geistig muss sich ein neues Europa wieder seiner spezifischen Fundamente bewusst werden, die nun einmal mehr noch als in Athen und Rom im Christentum wurzeln.

 

Leseprobe aus dem 4. Kapitel:

Die Basisideologien des westlichen Zeitgeists

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Materialismus und Naturalismus

Religionslosigkeit, sozusagen ein „philosophischer“ Laizismus, der Religion systematisch aus Weltanschauung und Moral heraushält, gehört zu den Markenzeichen der westlichen Zeitgeist-Philosophie; siehe z.B. den sog. Ethikunterricht. Ontologisch* geht man davon aus , dass alles Materie ist und auch das, was wir „Geist“ nennen, nur eine Funktion von Materie darstellt (Materialismus). Das Hauptargument hierfür lautet: Ohne materielle Substanz, im konkreten Fall: ohne anatomisches Gehirn, gebe es keine geistige Schöpfung und damit auch keinen Geist. Dieses Argument ist platt und dürftig, denn Religion behauptet ja nicht, dass es in der physikalisch wahrnehmbaren Welt eine rein geistige Existenz gibt. Sie geht aber davon aus, dass nicht nur der physikalisch wahrnehmbare Kosmos, sondern auch andere Kosmen möglich und wirklich sind, in denen physikalische Gesetze nicht gelten.

Der Kosmos, den die Physik erfasst, ist in der Tat ein Kosmos, in dem der Geist zu seiner Manifestation eines materiellen Substrats bedarf. Das heißt, ein Komponist kann seine komponierte Sonate nur in diese Welt bringen, wenn er Papier und Stift zum Aufschreiben der Noten und ein Instrument zum Spielen zur Verfügung hat. Dennoch existiert die Sonate im Kopf des Komponisten, unabhängig von Noten und Instrument, und sogar taube Komponisten, zum Beispiel Beethoven, können musikalische Werke unabhängig von deren materieller Manifestation schöpfen. Wie es eine Sonate ohne Klavier gibt, so gibt es einen Geist ohne Gehirn

Der Physikalismus, der die ganze Welt nur mit Physik erklären will, verwirft Vorstellungen von der Existenz geistiger Welten, in denen die physikalischen Gesetze nicht gelten, als spekulativ. Aber die Vorstellung von der Nichtexistenz dieser Welten ist rational gesehen nicht weniger spekulativ und darüber hinaus, wenn man das Leben in seiner Fülle zu erfassen versucht, wesentlich weniger plausibel und weniger nachvollziehbar.

Statt von verschiedenen „Kosmen“ kann man natürlich auch von verschiedenen „Dimensionen“ des einen Kosmos sprechen. Im einen Fall würden wir die Herangehensweise des Physikalismus als „monokosmistisch“ bezeichnen, im anderen Fall als „eindimensional“ beschränkt, der Multidimensionalität des Seienden zuwiderlaufend.

Nun tritt der Zeitgeist-Materialismus nicht rein physikalistisch auf, sondern naturalistisch, das heißt, er bezieht andere Naturwissenschaften, insbesondere die Biologie, in seine Sichtweise mit ein. Das fällt ihm insofern nicht leicht, als sein Ideal die Mathematisierbarkeit des Wissens darstellt, was nur in der Physik weitgehend möglich ist. In der Biologie dagegen dominiert das deskriptive Moment, das heißt, verschiedene beobachtete Tatsachen werden durch Hypothesen und Theorien miteinander verknüpft, die weitgehend nicht mathematisch formuliert werden können.

Die bekannteste dieser biologischen Theorien ist die von Darwin entwickelte Evolutionstheorie. Sie ist relativ simpel und besagt, dass sich in der Biologie alles vom niedrigen zum höheren Organismus entwickelt habe und der treibende Motor dieser Entwicklung der Überlebenskampf gewesen sei. Nur die Stärksten hätten sich langfristig weiter vermehrt („survival of the fittest“). Die schwächeren und lebensuntüchtigeren Arten seien durch die Evolution ausgesondert worden. Diese in der Biologie nachvollziehbare Theorie wird nun durch den naturalistischen Zeitgeist zu einer universalen Lebensphilosophie mit ersatzreligiösem Charakter ausgeweitet, deren Quintessenz dann lautet: Auch der Mensch ist nur ein Affe.

Naturalistischer Evolutionismus

Der Naturalismus kann mit seiner darwinistischen Evolutionstheorie die entscheidenden Zäsuren, die in der biblischen Schöpfungsgeschichte als verschiedene „Tage“ charakterisiert sind, nicht erklären; so zum Beispiel nicht den Sprung von der anorganischen Materie zum organischen Leben. Es ist der Biologie nach wie vor nicht gelungen, und es wird ihr auch nicht gelingen, aus rein anorganischem Material organisches Leben zu kreieren. Alle entsprechenden Versuche, die als diesbezüglicher Erfolg gefeiert werden, sind eine Mogelpackung, weil das Ergebnis in den entsprechenden Versuchsprozessen immer auf Strukturen und Informationen schon vorhandener organischer Systeme angewiesen war und nicht zuletzt auch auf die schon vorhandene menschliche Intelligenz, die das Experiment konstruierte!

Irgendwann gab es dann die Theorie des Meteoriten, der lebende Einzeller auf die Erde gebracht haben soll. Schon wollte man dafür den Nobelpreis vergeben. Man hat aber noch rechtzeitig bemerkt, dass mit dieser Theorie das Problem nicht gelöst, sondern nur auf einen anderen Stern verlagert worden wäre. Das Axiom der alten Biologen Omne vivum e vivo* ist also nach wie vor nicht widerlegt, und der Darwinismus als Weltanschauung hat hier ein fundamentales Leck!

Noch weniger kann der Naturalismus zum Anfang der Welt, also zum Übergang vom Nichts zum Etwas, von der Nichtmaterie zur ersten Form von Materie, irgendetwas Relevantes aussagen. Die derzeit gültige „Urknall-Theorie“ der hierfür zuständigen Physiker kann diesen Übergang auch nicht erklären. Diese Theorie besagt nur: Das durch die Physik erfassbare Raum-Zeit-Universum ist vor etwa 14 Milliarden Jahren durch einen sog. „Urknall“ entstanden. Mit diesem Punkt also beginnt erst die Wirkung der physikalischen Gesetze, weshalb jenseits dieses Punktes mit ihnen keine Aussage gemacht werden kann. Welche Kosmen und Formen von Kosmen, welche Modalitäten des Seins „vor“ der Raum-Zeit-Erscheinung dieses Kosmos existent waren – darüber weiß die Physik gar nichts. Einige indische Physiker vermuten – entsprechend ihrer religiösen Prägung –, der Urknall stelle nur das Ende eines maximalen Kontraktionsprozesses von Materie dar und gleichzeitig den Anfang eines neuen Expansionsprozesses. Das alles ist aber nicht Physik, sondern Philosophie und gegenüber dem, was seit Jahrhunderten an Philosophie und Religion hier diskutiert wird, eher primitiv –  insbesondere die Vorstellung, dass bei den entscheidenden Zäsuren der Weltevolution der Zufall die entscheidende Rolle gespielt haben soll. Der Glaube an Gott wird durch den Glauben an den Zufall ersetzt, was man „Koinzidentismus“ nennen könnte und als rational wenig plausibel verwerfen sollte.

Positivismus und Reduktionismus

Der zeitgenössische Naturalismus, diese Kombination aus Physikalismus und darwinistischem Biologismus, denkt extrem reduktionistisch. Um seine Theorie aufrecht zu erhalten, der Mensch stelle nur eine Affenart dar, muss er wesentliche Dinge des Lebens wie Liebe und Moral zu bloßen Triebmodifikationen, wenn nicht zu Pseudophänomenen herunterinterpretieren. Er will und darf nur von „harten“ Tatsachen ausgehen und glaubt, alles andere als leere Spekulation abtun zu können.

Solcherart Reduktionismus gab es zu allen Zeiten. In der neuzeitlichen Philosophie wird er

 

Leseprobe aus dem 5. Kapitel:

Der rote und der grüne Kommunismus

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5.6 Zur Taktik des grünen Kommunismus
Die wesentlichen taktischen Methoden des grünen Kommunismus sind

  • die Methode des Antidiskriminationismus,
  • die Methode des subversiven Putschismus und
  • die Methode des offenen Rechtsbruchs.

Antidiskriminationismus und Diktatur der Minderheiten

Antidiskriminationismus bedeutet, man wirft seinem Gegenüber ständig vor, irgend jemanden oder etwas zu diskriminieren; das heißt, der Diskriminierungsvorwurf wird zum Wahn, zum „Antidiskriminierungswahn“. Von der taktischen Bedeutung her kann der Antidiskriminationismus zunächst als eine Methode rotzfrecher Vorwärtsverteidigung gesehen werden nach dem Motto Haltet den Dieb: Man ist dabei, die Bundesrepublik Deutschland als Staat aufzulösen und die deutsche Bevölkerung durch Massenzuwanderung systematisch zu verändern, wenn nicht auszutauschen. Man gestaltet also das ganze Land in einem Ausmaß um, das in der deutschen Geschichte noch nicht da gewesen ist — und tut dabei so, als wäre das alles ganz normal und selbstverständlich. Volksbefragungen angesichts der Dimension der Entscheidungen? Fehlanzeige! Schon gar nicht entschuldigt man sich für irgendetwas, im Gegenteil, man greift an. Jeder, der die grüne Politik nicht mitzumachen bereit ist, der vielleicht die D-Mark wieder haben und statt des Brüsseler Konstrukts am deutschen Staat festhalten will, der vielleicht ob des Ausmaßes der Zuwanderung gar von „Überfremdung“ spricht, wird in aggressiv-demagogischer Weise mit vorgefertigten Etiketten („fremdenfeindlich“, neuerdings:  „menschenfeindlich“ etc.) abgefertigt.

Im offiziellen EU-Europa wird jetzt nicht mehr Homosexualität, sondern die Abneigung dagegen als pathologisch, als „Homophobie“, betrachtet. Wenn sich also zwei schwule Männer in der Öffentlichkeit abknutschen, nehmen sie nur ihr Menschenrecht auf freie Entscheidung ihrer „sexuellen Präferenz“ wahr. Wenn sich die Mehrheit der Bevölkerung von solchem Verhalten abgestoßen fühlt, wird das als Ausdruck einer sexuell blockierten faschistoiden Persönlichkeitsstruktur diffamiert. Dass Homosexualität eine abnorme Form von Sexualität darstellen und ein Ekel davor psychologisch normal sein ### könnten; dass deshalb die Zurschaustellung homosexueller Praktiken in der Öffentlichkeit das emotionale und moralische Empfinden vieler Menschen verletzen und gerade eine solche Verletzung als Menschenrechtsverletzung angesehen werden ### könnten, das wollen grüne Ideologen nicht hören — obwohl es dem Denken und Empfinden der Mehrheit der Weltbevölkerung in Vergangenheit und Gegenwart entspricht! Auch hier reagieren sie „antidiskriminationistisch“, nämlich mit Entrüstung und Beschimpfung, und beanspruchen, inquisitorischer als weiland die Heilige Inquisition in Rom, bedingungslose Unterwerfung unter ihre zivilreligiösen Dogmen.

Vertreter der grünen Ideologie schildern ihre „Zivilgesellschaft“, wie sie ihr Gesellschaftsmodell nennen, in leuchtenden Farben. Multikulturell sei sie, pluralistisch und welt- und zukunftsoffen! Zwischen politisch-wirtschaftlichem und privatem Sektor werde hier ein dritter ziviler Sektor entwickelt, der durch NGOs* und NPOs neue Möglichkeiten politischer Partizipation eröffne und private Initiativen aller Art sich entfalten lasse.

Doch schon von einigen Soziologen wird die Frage aufgeworfen, ob und wodurch — vor allem durch welche Idee, welches geistige Band — solche Zivilgesellschaften eine ähnliche Kohärenz wie die Nationalstaaten, die man ja überwinden will, bekommen können und sollen. Dazu die zweite Frage: Gewinnen Minderheiten durch Entfaltung ihrer Aktivitäten, die zum Wesensmerkmal einer „Zivilgesellschaft“ gehören, nicht einen Einfluss auf politische Entwicklungen, der ihre zahlenmäßige gesellschaftliche Repräsentanz unverhältnismäßig übersteigt? Je aggressiver und öffentlichkeitswirksamer eine Minderheit auftritt, umso mehr Gewicht hat ihre Stimme, ganz nach dem Prinzip der Soros’schen „Farbrevolutionen“: Wer herumschreit und demonstriert, hat recht!

Wenn nun die Schwulen durch ihre Aktivitäten erreicht haben, dass sie ihre Sexualpraktiken in Medien, Filmen und Zeitschriften öffentlich zur Schau stellen können, mag das für sie einen Zuwachs ihrer Minderheitenrechte darstellen. Im gleichen Maß ist es aber eine Beeinträchtigung der Rechte der Mehrheit, die sich dadurch sexuell und moralisch belästigt fühlt.

Was soll man also tun? Die Mehrheit der deutschen und europäischen Bevölkerung betrachtet nach wie vor Homosexualität als abnormes und „Homophobie“ als normales Sexualverhalten. Eine Minderheit sieht dies umgekehrt. Dürfen also homosexuelle Praktiken in der Öffentlichkeit, von der „Tagesschau“ bis zum Christopher-Street-Day, zur Schau gestellt werden oder nicht?

Entsprechende Fragen tauchen auch bei anderen Minderheitenproblemen auf: Darf man Prunk- und Großmoscheen bauen, auch wenn die Mehrheit es ablehnt. Darf man weiter Zuwanderung fördern, auch wenn die Mehrheit schon jetzt sich überfremdet fühlt usw. Geht es nach den Grünen, dann kann man nach Belieben auf Empfinden und Gefühlen der Mehrheitsbevölkerung herumtrampeln und auch noch behaupten, das habe mit Demokratievernichtung und Menschenrechtsverletzung nichts zu tun.

Es gibt Interessen von Minderheiten und solche der Mehrheit. Minderheiteninteressen können den Interessen der Mehrheit mehr oder weniger zuwiderlaufen. In einer demokratischen Gesellschaft wird man in solchen Fällen durch Volksbefragung oder Wahlen eine Mehrheitsentscheidung herbeiführen, die dann von der gesamten Gesellschaft zu akzeptieren ist. Wenn die Mehrheit einer Bevölkerung keine Großmoschee will, wird sie eben nicht gebaut! Die Minderheit, die eine solche Großmoschee will, hat die Möglichkeit, sich entweder der Mehrheitsentscheidung unterzuordnen, oder aber auszuwandern und sich eine Gesellschaft auszusuchen, in der ihre Interessen von der Mehrheit getragen werden.

Mit solch demokratischem Procedere geben sich grüne Kommunisten aber nicht zufrieden. Sie versuchen das demokratische Grundprinzip der Mehrheitsentscheidung dadurch zu unterlaufen, dass sie die Interessen der Minderheiten als „Menschenrechte“ deklarieren. Diese seien nicht verhandelbar und könnten deshalb auch nicht demokratischen Entscheidungsprozessen unterworfen werden. Die Interessen der Mehrheit dagegen glauben sie als Vorurteile einer überkommenen, ja reaktionären Einstellung verwerfen zu können. In dreister Weise maßen sie sich Interpretationshoheit an und entscheiden, was ein Menschenrecht zu sein hat und was nicht. Tatsächlich aber betreiben sie eine lobbyistische Minderheitenpolitik in menschenrechtlicher Kostümierung!

Der Antidiskriminationismus ist für die grünen Ideologen der entscheidende Hebel, unsere Demokratie als Herrschaft der Mehrheit zu untergraben und eine Oligokratie*, eine Herrschaft der Minderheiten, daraus zu machen. Dabei wird der Vorwurf der Diskriminierung, insbesondere mit den Vokabeln  „Rassist“ und „Antisemit“, exzessiv eingesetzt. Die Mehrheitsbevölkerung soll sich ständig für irgendetwas rechtfertigen müssen und so zunehmend eingeschüchtert werden. Schrittweise soll dann der ideologisch aufgebaute Meinungsterror juristisch nachvollzogen werden.

Dabei kultiviert man eine gewisse Hierarchie, was den Schweregrad der Diskriminierungsvorwürfe anlangt. Vergleichsweise harmlos, sozusagen die Trainingsebene des Antidiskriminationismus, ist der Vorwurf des „Klimaskeptikers“, auch noch der des „Euroskeptikers“. Antifeministische Positionen, wie die Ablehnung von Frauenquoten oder gar die Forderung nach Einschränkung des Abtreibungsrechts, stellen schon einen ernsten Verstoß gegen die kanonischen Vorgaben der grünen Zivilreligion dar.
Noch problematischer werden kritische Positionen zur Zuwanderung gesehen. Die Kritik am Islam und an Ausländern generell ist in Deutschland durch § 130 StGB schon partiell vermint. Hier wird also nicht mehr nur ideologisch agitiert, sondern vereinzelt justitiabilisiert. Dies gilt auch für die sog. Homophobie. In einigen EU-Staaten sitzen Menschen wegen kritischer Stellungnahmen zur Homosexualität bereits im Gefängnis — eine schon sichtbare Manifestation dessen, was ich als „Diktatur der Minderheiten“ bezeichne.

Ganz nebenbei will man mit pseudowissenschaftlichen Diagnosen à la „Islamophobie“ und „Homophobie“ die politische Opposition psychiatrisieren, hier an die große Tradition des Sowjetkommunismus und der DDR anknüpfend, wo Dissidenten systematisch zwangspsychiatrischen Behandlungen unterzogen wurden.

An oberster Stelle des kanonisierten Antidiskriminationismus steht dann der zionistisch geprägte Antinazismus. Insbesondere „Meinungsdelikte“ rund um den Holocaust werden nicht vereinzelt, sondern systematisch juristisch angegangen.

Über den quantitativen Exzess des Diskriminierungsvorwurfes hinaus liegt die spezifische Bedeutung des Antidiskriminationismus in der Schaffung und Etablierung zivilreligiöser Dogmen, die man auf die Formel bringen kann: Die Rechte der Minderheiten sind Menschenrechte, die der Mehrheit sind Vorurteile. Die antidiskriminationistische Taktik des grünen Kommunismus ist zutiefst antidemokratisch und reaktionär.

 

Leseprobe aus dem 6. Kapitel:

Politische Zusammenfassung

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6.8 Die inneren Widersprüche des westlichen Systems

Es ist zu erwarten, dass der Westen im allgemeinen und das eurokommunistische Konzept im besonderen nicht primär durch Fremdeinwirkung von außen zusammenbrechen werden, auch wenn kriegerische  Auseinandersetzungungen mit islamischen Staaten Europa erheblich destabilisieren könnten. Scheitern und untergehen wird der Westen im Wesentlichen aufgrund seiner inneren Widersprüche. Die Frage ist nur, ob es positiven politischen Kräften gelingt, durch rechtzeitig aktives Eingreifen eine große Katastrophe wie 1945 zu verhindern, oder ob erst eine solche kommen muss, um einen grundsätzlichen politischen Machtwechsel durchzusetzen.

Was sind nun die wichtigsten impliziten Widersprüche  des westlichen Systems? Der erste betrifft das Fundament der Menschenrechtsideologie: Es passt nicht zusammen, wenn man einerseits im darwinistischen Sinn den Menschen als Affenart betrachtet, andererseits vollmundig einen idealistischen Humanismus im Sinne Kants verkündet. Denn entweder sind die Menschenrechte im Sinne Darwins ein Problem des Tierschutzes — dann können wir uns das ganze humanistische Geschwafel sparen. Oder der Mensch ist doch ein Wesen mit einem göttlichen Potenzial. Dann müssen wir eine primär oder gar ausschließlich biologistisch-animalistische Betrachtung des Menschen als moralische und intellektuelle Zumutung verwerfen. Kurzum, Darwin und Kant, Biologismus und Idealismus, das ist wie Pudding und Sauerkraut. Das passt nicht zusammen.

Der zweite Grundwiderspruch des Westens betrifft den Zionismus. Man kann nicht eine universalistische Ideologie kultivieren, die Gleichheit aller Nationen predigen und den Nationalismus verurteilen — und gleichzeitig dem Zionismus, der nichts anderes als ein jüdischer Nationalismus ist, eine Sonderrolle im System einräumen. Es ist für den Rest der Welt unverständlich, ja unerträglich, wenn nichtwestliche Staaten bei vergleichsweise kleinen vermeintlichen oder tatsächlichen Menschenrechtsverletzungen schärfste Sanktionen des Westens bis hin zu amerikanischen Bomben befürchten müssen, im Fall Israels aber sogar das Gaza-Massaker von 2008 / 09 ohne Folgen bleibt und die Gralshüter der Menschenrechte im Westen beide Augen zudrücken.

Die dichotome* Interpretation der Menschenrechte beschränkt sich nicht nur auf die Untaten der Zionisten. Die pharisäerhafte Attitüde tritt hier zwar am systematischsten auf, sie kann aber generell zur psychologischen Grundausrüstung westlicher Politiker gerechnet werden. So predigt Frau Merkel Humanität in der Mongolei und verurteilt dabei die Todesstrafe, während diese nach wie vor in den USA, im Land der westlichen Führungsmacht, grausam praktiziert wird. Des Weiteren predigt man Gleichheit vor dem Gesetz, aber vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag kommen nur Kriegsverbrecher aus kleinen nichtwestlichen Staaten. Kriegsverbrecher aus westlichen Staaten und insbesondere aus den USA und Israel haben hier nichts zu befürchten. Schließlich predigt man Toleranz und ist empört, wenn in China Dissidenten für Jahre ins Gefängnis wandern. Gleichzeitig sperrt man die eigenen Dissidenten (z. B. Irving, Zündel, Mahler u.a.) für Jahre hinter Gitter. „Ja, bei uns sind die Dissidenten gar keine Dissidenten“ sagt man, „sondern wegen begangener „Volksverhetzung“ verurteilte Kriminelle’. In China aber seien es keine Kriminellen, sondern tatsächliche Dissidenten.“ Wer hätte das gedacht! Mit solcher Interpretation der Menschenrechte macht sich der Westen in der übrigen Welt nicht nur unglaubwürdig, sondern lächerlich.

Dies gilt im Übrigen auch für die Verkündigung des westlichen Demokratiemodells. Viele Menschen der übrigen Welt durchschauen schon den eigenartigen Charakter des westlichen Systems, in dem immer weniger die Bevölkerungsmehrheit und immer mehr gewisse aggressive Minderheiten das politische Geschehen bestimmen — keine Demokratie, sondern eine Oligokratie, eine Diktatur der Minderheiten!

Der dritte implizite Fundamentalwiderspruch des Westens resultiert aus seinem taktischen Bündnis mit dem Islam. Ideologisch besteht ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen dem paternalistischen (genuin patriarchalischen*) Islam und dem fraternalistischen (genuin antipatriarchalischen) Humanitarismus des Westens, insbesondere im Hinblick auf Feminismus und Schwulenkult. Solange nun das Christentum in einem westlichen Staat noch relativ stark ist und die Politik dominieren kann, funktioniert die Kooperation zwischen Humanitaristen und Islamisten. Der gemeinsame Feind hält sie zusammen. Je schwächer aber das Christentum wird, desto mehr brechen die inneren Widersprüche zwischen Islamisten und Humanitaristen auf.

Noch problematischer ist die außenpolitische Situation. Hier bringen zionistische oder auch ökonomische Interessen (Öl) den Westen immer wieder in eine aggressive Auseinandersetzung mit islamischen Staaten. Scheinbar, d.h. kurzfristig, wurden diese Auseinandersetzungen bislang vom Westen gewonnen, aber schon mittelfristig zeigte sich z.B. im Irak, dass nicht der westliche, sondern der islamische Einfluss stärker geworden ist; und in Afghanistan wird es nicht anders sein. Auch der sog. arabische Frühling, groteskerweise von westlichen Kräften (CIA etc.) mit angezettelt, wird die Position des Islam in Nordafrika und im Nahen Osten weiter stärken und die Position des Westens und auch Israels weiter schwächen.

Innenpolitisch werden in den westlichen Staaten die Auseinandersetzungen mit islamischen Kräften zunehmen, wobei sich in Europa die Humanitaristen als stärker erweisen werden, was aber mit einer zunehmenden grünkommunistischen Totalitarisierung verbunden sein wird. Die in diesem Sinn stärkere Verwestlichung der westlichen Staaten und die stärkere Islamisierung der islamischen Staaten werden die außenpolitischen Spannungen bis hin zu Kriegen fördern. Dabei werden die vielen Moslems in den westlichen Staaten als „fünfte Kolonne“ des Islam dem Westen ein erhebliches Problem bereiten.

Der Islam ist einerseits also als taktischer Bündnispartner des Westens zu sehen, andererseits als dessen expliziter Feind. Er spielt damit etwa die Rolle, die Kommunismus und Sowjetunion früher für die USA gespielt haben. Der Zionismus aber ist ein integraler, wenn nicht dominanter Bestandteil des westlichen Systems. Deshalb hat der Widerspruch zwischen Islam und Zionismus auch starke Auswirkungen auf die innere Stabilität des westlichen Systems. Es geht dabei nicht nur um territoriale Ansprüche im Nahen Osten, sondern um den ideologischen Widerspruch zwischen zivilisatorischem Progressivismus und kulturfundamentalistischem Traditionalismus. Die einen halten die anderen für rückständig und demokratiefeindlich, die anderen die einen für gottlos und verlottert.

In der Auseinandersetzung zwischen Westen und Islam wird der Westen mutmaßlich immer zionistischer werden, und die größte Gefahr dabei wäre ein eskalierender Zusammenstoß im Nahen Osten, in und um Israel. Der von Israel geplante und vom Westen geförderte Angriff auf den Iran könnte den Startschuss hierfür bedeuten.

Weitere implizite Widersprüche des Westens

Der fünfte Fundamentalwiderspruch im westlichen System ist der zwischen (linken) Ideologen und globaler Finanzoligarchie. Zur Grundmentalität der ersteren gehört eine mehr oder weniger sozialistische Einstellung, zu der das raubtierkapitalistische Gebaren der Wall Street-Magnaten natürlich wie die Faust aufs Auge passt. Auf der anderen Seite betrachten

 

Leseprobe aus dem Schluss:

Sentenzen zum politischen Nachdenken

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7. Grüne Zuwanderungspolitik bedeutet nicht, dass Zuwanderer nach Deutschland kommen und sich hier integrieren müssen. Grüne Zuwanderungspolitik bedeutet, dass die Deutschen innerhalb von zwei bis drei Generationen zur Minderheit im eigenen Land gemacht werden und sich dann in die multikulturelle Zuwanderergesellschaft integrieren müssen.

8. Wer sich vom Fremden nicht inspirieren lässt, ist xenophob und stirbt ab. Wer sich vom Fremden nicht abgrenzt, ist xenoman und verliert sich selbst. Was ist derzeit wohl das größere Problem?

9. Woran sollen wir den Islam messen: an dem, was Moslems dort sagen, wo sie nicht an der Macht sind — oder an dem, was sie dort tun, wo sie an der Macht sind?

10. Der Islam ist komplex, und es gibt viele verschiedene muslimische Staaten. Aber ist unter diesen vielen auch nur einer, in dem Christen annähernd so viele Rechte und Freiheiten hätten wie Moslems in jedem europäischen Land? Wie kommen ausgerechnet die Moslems in Europa dazu, sich hier so aufzuführen und den Europäern Diskriminierung und „Islamophobie“ vorzuwerfen?

4 Comments

  1. Manfred Herr Manfred Herr

    Was ist die Triebfeder für dieses Streben nach dieser Oligokratie, wie Sie es nennen? Vielleicht ist es bei den Grünen besonders deutlich, aber im Prinzip ist es doch bei allen etablierten Parteien konstatierbar. Wer hat denn welche Vorteile, wenn Deutschland zu einer Oligokratie wird?
    Das einzige, was mir dazu einfällt, ist die Entsolidarisierung der Arbeitnehmer, sodass die Arbeitgeber es leichter haben, Bewerber gegeneinander aus zu spielen. Aber sonst?

  2. Heinz Schäfer Heinz Schäfer

    Sehr geehrter Herr Gedeon,
    ich stimme Ihnen in vielen Punkten zu. Da. wo ich Ihnen nicht zustimme, haben Sie das Recht, Ihre Meinung zu äußern. Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Traurig ist der Umgang Ihrer AfD Kollegen mit Ihnen. Bereits in der Phase ihrer Gründung bestätigt die AfD damit den Satz von Tucholsky: Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten.

  3. Ich teile weitgehend diese Meinung. Wer Klartext schreibt, exponiert sich. Der Shitstorm der Mainstream Medien fegt gerade über ihre Publikationen. Lassen sie sich nicht von den Multikulti- Neoliberalismus- und Kapitalismus- Lobby Vasallen kleinkriegen!
    Emil Grass

  4. Dr. phil. Stephan-Alexander THOMAS Dr. phil. Stephan-Alexander THOMAS

    Das ist weitestgehend die reine Wahrheit. Und deshalb werden Sie von den Betroffenen jetzt auch kaltgestellt. Ich wünsche Ihnen dennoch alles Gute und weiterhin viel Mut!

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